Streifzug durch die Pyrenäen

Von einigen Bergtouren in den Pyrenäen habe ich euch bereits berichtet und werde sie in meinem "Streifzug durch die Pyrenäen" nur am Rande erwähnen. Dabei war ich nicht auf meiner geliebten "Quecksi", welche von meinen Reiseerzählungen bekannt ist, auf Tour, sondern im left-Leiwitaschl, oder vornehmer ausgedrückt, in der linken Brusttasche meines Freundes, dem Musimessner unterwegs.

Die Pyrenäen sind ein Gebirge und erstrecken sich in einer Länge von beinahe 450 km und einer durchschnittlichen Breite von ca. 100 km vom Mittelmeer im Osten bis zum Atlantik im Westen. Sie trennen Frankreich, bzw. Andorra, von Spanien.

Vom Mittelmeer kommend sieht man bei klarer Sicht schon von weitem den Pic du Canigou, den heiligen Berg der Katalanen. Einen ausführlichen Bericht dazu gibt es in dieser Homepage unter "Hansis Bergtouren".

Nach dem Canigou war die Burg "Montségur" das nächste Ziel. Üb 500 Katharer suchten am "sicheren Berg", wie der Name übersetzt lautet, Schutz vor den Kreuzrittern. Letztendlich mussten sie sich aber doch ergeben und über 200 wurden am Scheiterhaufen verbrannt, weil sie ihrem Glauben nicht abgeschworen haben! Eine Stele am Fuß des Berges erinnert an diese grausige Begebenheit. Montségur ist heute nur noch eine Ruine. Traurig verließen wir diesen schaurigen Ort.

In den Pyrenäen gibt es viele Burgen. Das "Chateau de Foix" ist noch super erhalten, hat aber auch kriegerische Zeiten und alle möglichen Umbauten erlebt. Der letzte Burgherr, Gaston III., war ein rauer Geselle, der angeblich seine Mutter einsperren ließ, weil sie ihm andauernd in die Regierungsgeschäfte dreinredete. Seinen einzigen ehelichen Sohn, der ihn vergiften wollte, hat er erstochen. -

Soweit ein kurzer Rückblick in die Sitten des Mittelalters.

Von Foix dem Tal der Ariège folgend erreicht man Niaux mit einer großartigen Tropfsteinhöhle mit Malereien, welche ca. 13000 Jahre alt sind.

Zahlreiche Thermalquellen finden sich in Ax-les-Thermes, 35 km vor dem Port d'Envalira (2407m), dem höchsten Punkt der Tour de France und der Grenze zu Andorra.

Das Fürstentum Andorra hat gerade mal 468km² und ca. 73000 Einwohner. Zum Vergleich der Pinzgau mit 2642km² und gut 87000 Einwohner.

Berichte über die Hauptstadt Andorra la Vella und zwei wunderschönen Bergtouren, nämlich den Pic de Coma Pedrosa und den Pic de Font Blanca finden sich unter "Bergtouren" auf der Homepage.

Verlässt man diesen idyllischen Pyrenäenstaat in südlicher Richtung, kommt man nach Spanien. Unser Ziel, nämlich vom Musimessner und mir, dem Hansi, war es, die Pyrenäen kreuz und quer kennenzulernen. Eine Besonderheit ist sicher das Städtchen Llivia, welches vollständig von Spanien umgeben ist und trotzdem zu Spanien gehört! Somit besitzt es den Status einer Enklave. Das hat sich 1660 so ergeben, also ein Jahr nach dem Pyrenäenfrieden, als man feststellte, dass Llivia Stadtrechte besaß und somit nicht unter die 33 Dörfer fiel, welche Spanien an Frankreich abzutreten hatte.

Weiter auf der französischen Pyrenäenseite war kurz vor der Stadt Prades war ein Campingplatz, den wir in der Abenddämmerung erreichten. Die freundliche Receptionistin erklärte uns ausführlich den Weg auf den Canigou. Weil die französischen und englischen Sprachkenntnisse nicht ausreichten, zeichnete sie kurzerhand einen Plan. Vom Fahrverbot hat sie nichts erwähnt, was auch nicht nötig war, da ohnehin kaum kontrolliert wird. In Südfrankreich und dem angrenzenden Spanien sind Verkehrskontrollen überhaupt recht selten. Die freundlichen, charmanten Umgangsformen scheinen auch in Polizeirevieren Eingang gefunden zu haben.

Carcasonne mit seiner riesigen Burganlage gehört zwar nicht mehr zu den Pyrenäen, lohnt den Umweg aber allemal. Drei Fahrstunden weiter ist bei Foix die östliche Pyrenäenrunde beendet. Leider gibt es von hier kaum Hansi-Bilder, weil zu diesem Zeitpunkt noch nicht geplant war, ein Buch zu schreiben.

Die Pyrenäen sind reich an Höhlen, oftmals mit Malereien, welche 15.000 Jahre und älter sind. Man schätzt, dass es in diesem Gebirge über 1000 (!) unentdeckte Höhlen gibt. Die Malereien und Handabdrücke in der Grottes de Gargas sollen sogar über 30.000 Jahre, wenn nicht gar 40.000 Jahre alt sein, was die Vermutung nahelegt, dass sie von den Neandertalern stammen. St.Bertrand liegt ganz in der Nähe. Das Teddybären-Camp liegt auch in dieser Gegend versteckt.

Man möchte gar nicht meinen, was es hier nicht alles gibt. Wunderschöne Gebirgsdörfer mit Jahrhunderte alten Häusern und Kirchen, andererseits modern und bestens ausgebauten Straßen mit kaum Verkehr. In dieser Gegend befinden sich auch die meisten 3-Tausender der Pyrenäen. Außerdem ist es nicht weit nach Lourdes, dem Marien-Wallfahrtsort. In meinen beiden Büchern habe ich über die Faszination dieser Stadt berichtet.

Einen Katzensprung weiter erstrahlt die Grottes de Betharram durch eine besondere Beleuchtung in vielen Farben. Mit einem Schiff und einer kleinen Eisenbahn wird das Zentrum der Höhle erreicht. Herrlich angelegte Wege und Brücken machen die Besichtigung zu einem zwar kitschigen und doch unvergesslich schönen Erlebnis.

Nach einer weiteren Nacht auf dem Campingplatz in Lourdes, welcher der günstigste auf der ganzen Reise war, stand am nächsten Tag wieder Spanien am Plan. Durch den Bielsa-Tunnel und mehreren Seitentälern von Seitentälern war das nahezu ausgestorbene Val de Vio erreicht. Hier gibt es keinerlei Industrie und kaum Fremdenverkehr.

Verwunderlich ist, dass so viele Felder brach liegen. Selbstversorger könnten hier sicherlich ein karges, aber doch annehmbares Dasein fristen.

Mein kleines Bärenherz war nach dem Besuch des Geisterdorfes "Janovas" gehörig aufgewühlt und ich freute mich auf eine belebtere Umgebung.

Allerdings lässt die wild-romantische Gebirgsgegend keine dichte Besiedlung zu und die weit zerstreuten kleinen Dörfer geben der Einsamkeit wenig Grund zu pulsierendem Leben.

Im Gegensatz zu unseren stark befahrenen Straßen herrscht hier eine angenehme Ruhe und die großartigen Pyrenäenpässe sind nicht nur für Einspurige ein paradiesisches Vergnügen. In diesem Grenzgebiet von Spanien/Frankreich ist manchmal nur an der Sprache der Verkehrsschilder zu erkennen, wo man gerade ist und es gibt erstaunlich viele Übergänge zwischen diesen beiden Ländern.

In Frankreich war ich auf einem Berg ganz oben und in Andorra auf zweien, also musste ich mir wohl auch in Spanien die Welt von oben anschauen! Hier, wo alles so komisch und neu für mich war, gerade da sollte es sein. Nach einer kühlen Nacht im Zelt am Campingplatz in Ansó waren es noch etwa 20km bis zum Talschluss.

Ein Schild wies auf den Berg "Alano" hin. Leider verlor sich der ohnehin schmale Steig dann bei dem Markierungspfahl mit der Aufschrift "Achar de Alano", was auf einen Adlerhorst hinwies. Dieser war wohl in den schroffen, unwegsamen Felsen zu suchen. Geradewegs, sicherlich zwei Gehstunden entfernt, war eine sanfte Bergkuppe auszumachen. Diese wurde anvisiert. Adler kreisten ständig hoch oben. Dass es in den Pyrenäen neun verschiedene Schlangenarten gibt, kam mir in den Sinn. Außerdem leben hier auch noch Braunbären in freier Wildbahn. Menschen kamen wahrscheinlich selten hierher. Romantisch war das nicht! Eher Gruselig. Aber ein Berg in Spanien musste her und diese Kuppe war ja wirklich nicht weit. Nach den geschätzten zwei Stunden war sie erreicht. Estribiella heißt sie und liegt auf 2003m. Das war in der Wirtschaft am Ausgangspunkt zu erfahren. Südlich von der oder dem Estribiella ist der Alano und um 170m höher, aber nur durch Kletterei zu erklimmen. Nein danke! Ein, wenn auch kleiner Berg war bezwungen und das sollte reichen.

Knapp 100km westlich davon ist die Großstadt Pamplona wo eine Woche darauf die berühmt - berüchtigte Stierhatz stattfand.

Mit dem Pass bei Roncesvalles, worüber auch der Jakobsweg führt, war das Abendteuer PYRENÄEN glücklich und gelungen beendet und ein letztes Mal die Grenze Spanien/Frankreich passiert.

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