Die Ostergeschichte aus dem Buch "Hansi, der kleine Ausreißer" von H.R. Guggi

Ostern

Weihnachten hatte ich total verschlafen, doch in zwei Wochen sollte der Osterhase kommen. Das war eine Freude, denn da durfte ich mir etwas wünschen. Weil ich doch so große Angst vor Kühen habe, kam mir als erstes ein Schießgewehr in den Sinn! Für dieses friedvolle Fest eigentlich ein unseliger Gedanke.
Für einen großen Korb Erdbeeren war es noch zu früh im Jahr. Vielleicht eine Lederhose? Und ein kariertes Hemd dazu? Oder einfach überraschen lassen? Das war wohl das Beste. Also äußerte ich keinerlei Wünsche und harrte der Dinge, die da kommen würden. Eine folgenreiche, gute Idee, denn das gut versteckte Geschenk übertraf meine kühnsten Vorstellungen! Am Karsamstag, dem wohl alle kleinen und großen Kinder entgegenfiebern, ging auch ich auf Suche. Unter der Kellerstiege fand ich ein Nest mit den schönsten Ostereiern und einer elektrische Bohrmaschine dabei. Das war bestimmt nicht für mich. Bohrmaschine? Damit können Teddybären nun wirklich nichts anfangen! In der Holzhütte, gut getarnt hinter einem Stapel Birkenscheite lag ein Korb mit allerlei Nähzeug und Naschwerk. Das war auch nicht für mich. Einige Nester mit Ostereiern waren wohl für andere Leute bestimmt. Langsam überkam mich die Panik. So schlimm bin ich nun wirklich nicht gewesen, dass der Osterhase für mich gar nichts übrig hatte. Freilich, den Kater mit faulen Tomaten bewerfen und sich dabei erwischen lassen, das sollte nicht sein! Das bisschen gestohlener Honig für meinen immerwährend hungrigen Bauch konnte in der strengen Buchhaltung im Hasenbüro auch nicht so schwer wiegen. Also begann das Suchen von Neuem.
Bei der Fichtenhecke da glänzte etwas verdächtig. Sehr verdächtig sogar! Ja! Ja! Ja! Ein kleiner Motorroller, genau meine Größe stand da! Tränen schossen mir vor lauter Freude in die Augen und das Herz klopfte mir bis über beide Ohren. Das will bei Bären etwas heißen, wo doch die Lauscher nicht auf der Seite, sondern ganz oben am Kopf sind.
Bestimmt ist mir ein großer Freiheitsdrang bereits in die Wiege gelegt worden. Waren es bisher nur die flinken Beine gewesen, auf denen ich mich bei meinen Erkundungstouren fortbewegte, so bedeuteten die zwei Räder eine ganz enorme Bereicherung in punkto praktischer Heimatkunde. Von wegen Heimatkunde? Die halbe Welt stand mir damit offen.
Ein echter Scooter! Nur für mich allein!

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